Downing Street Number 10 - Roman by Sue Townsend

Downing Street Number 10 - Roman by Sue Townsend

Autor:Sue Townsend [Townsend, Sue]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-01-21T23:00:00+00:00


Er fühlte sich beleidigt – nicht von der Nachricht an sich, sondern von der Art und Weise, mit der sie geschrieben worden war. Natürlich erwartete er nicht, dass das Krankenhaus Kalligrafen beschäftigte – obgleich es genug Mitteilungen an die Patienten gab, dass ihm gewiss nie die Arbeit ausgehen würde. Er hatte jedoch das Gefühl, eine sorgfältiger beschriftete Tafel würde die Patienten und deren Begleiter positiv in dem Vertrauen bestärken, dass ähnliche Qualitätstandards im gesamten Krankenhausbetrieb herrschten.

Eine pummelige Frau, die zwei Leute vor Jack in der Schlange stand, gab ihren Namen und ihr Geburtsdatum an. Emily Farnham, vierter Mai dreiundfünfzig. Die Sprechanlage winselte auf, und die Leute hielten sich vor dem schrecklichen, kreischenden Geräusch die Ohren zu.

»Ich bin vom Pferd gefallen. Ich hätte die Zügel loslassen sollen, aber … Ich glaube, ich habe mir den Knöchel gebrochen.«

»Nehmen Sie Platz. Die Schwester wird sich so bald wie möglich um Sie kümmern und eine Voruntersuchung durchführen.«

Emily sah sich nach einem Stuhl um und hüpfte ohne Hilfe auf einen freien Platz zu.

Der Mann vor Jack hielt seine Hand empor, um die ein blutdurchtränkter Kissenbezug gewickelt war. Er stand unter Schock und hatte Schwierigkeiten, sich an seinen Namen oder sein Geburtsdatum zu erinnern.

»Ist jemand bei Ihnen?«, rief die Sprechstundenhilfe. Die Rückkoppelung verzerrte ihre Worte, und sie musste sie dreimal wiederholen, bis der Mann sie verstand.

»Meine Frau. Sie parkt gerade den Wagen.«

Jack blickte sich um. Es musste doch jemand kommen und dem Mann helfen! Eine Frau mittleren Alters drängte sich zum Empfangstisch vor. »Ich habe meinen Vater draußen im Auto. Er ist hingefallen und hat sich den Kopf angeschlagen. Er kotzt die ganze Zeit. Er ist achtzig, und er ist Diabetiker. Ich kann ihn nicht von der Stelle bewegen. Kann mir jemand helfen?«

»Ich kümmere mich gerade um diesen Herrn hier«, erwiderte die Sprechstundenhilfe.

»Aber er ist achtzig! Er ist Diabetiker. Er hat sich den Kopf angeschlagen. Er übergibt sich ständig.«

»Sie müssen ihn aus dem Auto holen.«

»Zu schwer, ich kann ihn nicht tragen«, antwortete sie.

»Sie hätten einen Krankenwagen rufen sollen.«

Die Anspannung mehrerer Stunden entlud sich, und die Frau schrie: »Ich habe fünfeinhalb Stunden auf einen Krankenwagen gewartet!« Sie wandte sich vom Empfang ab. »Ich habe den Motor laufen lassen, und ich stehe in der Krankenwageneinfahrt«, sagte sie zu dem Mann mit der blutigen Hand.

»Ich habe mir die Fingerspitze abgeschnitten«, antwortete er. »Ich habe sie mitgebracht. Sie ist in einer kleinen Plastiktüte in meiner Tasche.«

Jack war ein starker Mann, doch er hatte mit dem Gewicht des ehemaligen Sergeant Majors Philip Doughty zu kämpfen, als er den alten Mann aus dem kleinen Fiat holte und in den Wartebereich schleppte. Er legte Mr Doughty quer über fünf Plastikstühle in der Nähe der Eingangstür, weil es sonst nichts gab, worauf er ihn hätte legen können. Die Tochter des alten Mannes zog sich den Mantel aus und faltete ihn zu einem Kissen für ihren Vater zusammen.

Jack stürmte wütend durch eine Tür, auf der »Kein Zutritt« stand. Auf beiden Seiten des Ganges, in dem er sich nun befand, standen Liegen mit Patienten; manche Leute hingen an Infusionen, andere waren an einen Herzmonitor angeschlossen.



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